Social Commerce – Warum es für jeden Händler in 2021 wichtig ist
Was ist Social Commerce überhaupt?
Social Commerce bedeutet, dass du deine Produkte oder Dienstleistungen über Social Media Kanäle zum Verkauf anbietest und gehört damit zu einer Form des E-Commerce.
Die erste Form des Social Commerces wurde 2011 von Facebook auf den Markt gebracht. Facebook hatte damals probiert kleine Shops in Facebook einzubinden, um dort Umsatz für die Unternehmen generieren zu können. Die Idee war zu dieser Zeit noch nicht hundertprozentig ausgereift und hat daher lediglich semi-gut funktioniert. Dennoch muss man erwähnen, dass Facebook für uns der Vorreiter ist, was das Thema Social Commerce angeht.
Wie alles begann…
In den folgenden zwei Grafiken siehst du sowohl den ersten Entwurf des Social Commerce als auch die Historie aller Funktionen, die Facebook neu eigeführt hat. Dort erkennst du, dass Facebook immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten war, um die Plattform attraktiv zu gestalten. So gab es beispielsweise 2014 den ersten Kauf-Button auf Facebook und 2019 wurde die Facebook eigene Währung gelauncht. Diese steht momentan noch bei deutschen Datenschützern unter Kritik. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass in der Zukunft “Facebook Diem” – so heißt die Währung – eine Standard Shopping Funktion sein wird. Dasselbe gilt auch für weitere Funktionen, die momentan noch nicht in Deutschland verfügbar sind. Aber auch diese werden mit Sicherheit in den nächsten Jahren hier ausgerollt werden.
Direkter Zugang zu Kunden
Facebook spielt dadurch genau auf die Bedürfnisse der Nutzer ein, denn Studien haben ergeben, dass 43% bereits mit Unternehmen über Facebook geschrieben haben sowie 81% mindestens einem Unternehmen auf Instagram folgen. Vor allem, wenn WhatsApp als Support Kanal zur Verfügung steht. Denn dann liegt es nahe, dass Nutzer mit Unternehmen über Social-Media-Kanäle interagieren.
Durchschnittlicher Social Media Verbrauch der Deutschen
Eine Statistik zeigt, dass die Deutschen durchschnittlich knapp eine Stunde täglich auf sozialen Kanälen verbringen. Im weltweiten Vergleich liegen die Deutschen sehr weit unten. Länder im asiatischen Raum nutzen die sozialen Plattformen durchaus intensiver. Ganz oben an der Spitze sind die Philippinen mit 275 Minuten täglich. Man muss allerdings dazu sagen, dass diese Statistik aus 2019 kommt. Der aktuelle Lockdown lässt die Zahlen wahrscheinlich eher in die Höhe schießen.
Social Commerce in China
Werfen wir noch mal einen Blick auf den Social Commerce in China. Allgemein lässt sich sagen, dass China in vielen technischen Aspekten ungefähr zehn Jahre weiter ist als der Westen. So lässt sich das auch auf das Thema Social Commerce übertragen. In China gibt es sehr viel mehr Plattformen, auf denen bereits Produkte und Dienstleistungen verkauft werden. Die Plattform Nummer 1 in China ist dabei TikTok. Auch wenn TikTok in China “Douyin” heißt und somit einen anderen Namen trägt.
Bei den chinesischen Plattform sollte man unterscheiden zwischen Plattformen, auf den man direkt kaufen kann, analog zu Amazon. Außerdem gibt es noch user-generated-content Plattformen, sprich ähnlich wie Instagram und Facebook. Hier geht es auch darum, dass sowohl private als auch geschäftliche Nutzer Content produzieren können. Hier wird natürlich das Ziel verfolgt, den Verkauf ihrer Produkte oder Dienstleistungen über die Plattform steigern können. Als letztes gibt es noch Plattformen, deren Systeme sich noch nicht so sehr in Deutschland etabliert haben. Diese Plattformen verfolgen das sogenannte “Community Group Buying Model”. Dabei geht es darum das, dass sich mehrere Personen zusammenschließen und Großbestellungen tätigen. Diese Gruppen werden meistens über WeChat -vergleichbar mit unserem WhatsApp- getätigt.
In den Beispielen hier unten siehst du, wie ein Verkauf in China über TikTok aussieht. Zuerst wird ein E-Commerce Link im Video eingebunden. Nach dem ersten Video Loop wird der Produkt Banner größer. Sobald ein Nutzer auf den Link klickt, wird er zu der Produktbeschreibung innerhalb von TikTok gebracht. Klickt der Nutzer dann auf “Jetzt kaufen” wird er zum Taobao Produkt geleitet. Taobao ist vergleichbar mit unserem Amazon.
Seit 2019 ist der Verkauf über TikTok auch in den USA aktiv. Im untenstehenden Beispiel siehst du wie das aussieht, wenn ein Produkt auf Amazon verlinkt. Auch wenn diese Funktion momentan noch nicht in Deutschland verfügbar ist, wird sich das mit Sicherheit in den nächsten Jahren ändern.
Nutzer geben mehr Geld aus
Im Schnitt geben Nutzer auf Social-Media-Plattformen mehr Geld aus, als wenn sie über Google nach einem bestimmten Produkt suchen würden. Das liegt unter anderem daran, dass ein Preisvergleich über Google sehr viel näher liegt, als auf Instagram oder Facebook. Zudem werden Nutzer auf sozialen Plattformen emotional mehr eingebunden, als das bei Google der Fall ist.
Auf welchen Plattformen kann ich Social Commerce betreiben?
Überblick einiger Plattformen
Die erste Möglichkeit, um Produkte über Social Media verkaufen zu können, ist Facebook. Seit letztem Jahr gibt es den Facebook Commerce Manager, mit dem du die Produkte deines Shops auf Facebook übertragen kannst. Sind deine Produkte im Facebook Katalog hinterlegt, kannst du diese für die Shopping Funktion freischalten. Auf Facebook lassen sich inzwischen bereits Kategorien anlegen. Facebook nennt das “Collections”. In denen kannst du eine Beschreibung hinterlegen und die entsprechenden Produkte hinzufügen. Es gibt inzwischen sogar eine Art Warenkorb auf Facebook. Jedoch kannst du auch einzelne Produkte direkt bestellen. Hierbei kannst du entscheiden, ob du direkt in Facebook das Produkt kaufen möchtest oder auf die Seite des Händlers weitergeleitet werden möchtest.
Noch ist diese Funktion kostenlos. Doch wir rechnen damit, dass Facebook die Reichweite des Unternehmens einschränken wird, sollte keine Art der Bezahlung gegenüber Facebook stattfinden. Denke hierbei z.b. an eine Art Provision. Facebook möchte schließlich seine Funktionen ebenso monetarisieren.
Facebook Messenger
Genauso können auch im Facebook Messenger Facebook Nutzer auf ein Unternehmen zu gehen und kontaktieren. Unternehmen können in diesem Fall Produkte an die Personen schicken. Sobald der Nutzer auf dieses Produkt klickt, bekommt er die Produktbeschreibung und den Preis zu sehen und hat natürlich die Möglichkeit das Produkt zu kaufen.
Die letzte Plattform von Facebook, die wir hier vorstellen möchten, ist WhatsApp Business. Im WhatsApp Business können ebenfalls Produkte hinterlegt werden. Hier ist es allerdings noch nicht möglich, dies zu automatisieren. Als Unternehmen kannst du die Produkte in deinem Chat an den Nutzer senden. Außerdem können Kontakte über das Häuschen Icon deine Produkte ansehen. Hier empfehle ich, mit deinen Topseller oder deine “Never out of stock” Produkte zu hinterlegen. Da dies im Vergleich zu anderen Plattformen ein mühseliger Prozess ist, würde ich mit einzelnen, wenigen Produkten starten.
Pinterest ist die perfekte Plattform für dich als Unternehmen, falls deine Zielgruppe vorallem weiblich ist. Bei Pinterest hast du die Möglichkeit auf einem Bild sogar mehrere Produkte zu markieren und dementsprechend leicht verkäuflich zu machen. Schaue dir hier zu gerne auch unseren Kurs “Pinterest Marketing für lokale Händler” an.
YouTube
Momentan ist YouTube Shopping noch nicht in Deutschland verfügbar. Jedoch ist das bereits in den USA möglich. Dort ist es allerdings auch noch mit Anzeigen verbunden. Unternehmen müssen also Geld bezahlen, um Produkte präsentieren zu können. In diesem Fall können gezeigte Produkte in einem Video aufgelistet werden, die dann von den Nutzern gekauft werden. Wir erwarten, dass diese Funktion in den nächsten zwei bis drei Jahren in Deutschland verfügbar sein wird. Ob das in Kombination mit der verpflichtenden Anzeige sein wird, werden wir dann sehen. Falls dieser Kanal für dich interessant sein sollte, empfehle ich dir bereits deine Produkte im Google Merchant Center zu hinterlegen. Das Google Merchant Center ist das Produkt Verwaltungstool für Google-eigene Kanäle.
Google My Business
Ebenso können bei Google My Business Produkte hinterlegt werden. Sollte jemand nach einem deiner Produkt suchen, wird dein lokales Geschäft in der Google-Suche ausgespielt. Solltest du noch Fragen zu Google My Business haben, schaue dir gerne unseren Google My Business Online Kurs an.
TikTok
Wie eben schon mal angeschnitten, ist TikTok bereits in den USA und China sehr beliebt. Vor allem für Unternehmen mit einer jüngeren Zielgruppe kann diese Plattform sehr interessant sein. Auch wenn du dich mit kleinen Videos austoben möchtest, können wir dir TikTok ans Herz legen. Für das Thema TikTok im Retail haben wir auch bereits einen Videokurs hinterlegt, den du dir gerne mal anschauen kannst.
Instagram Shopping im Fokus
Für die meisten von euch ist wahrscheinlich Instagram die Top1 Plattform, wenn es um das Thema Social Commerce geht. Das hat einige Gründe:
- Instagram Shopping ist relativ einfach über Facebook zu aktivieren. Wir haben da bereits sehr viele Shops freigeschalten. Schaue dir dazu gerne unsere Instagram Shopping Anleitung an.
- Mit der Instagram App lassen sich Produkte relativ einfach von unterwegs aus steuern.
- Instagram pusht das Thema Shopping sehr von sich selbst aus. Das lässt sich unter anderem an dem eigenen Shopping Icon in der Navigation festmachen. Dir werden da die Shops der Unternehmen vorgestellt, denen du auf Instagram folgst. Du hast ebenso die Möglichkeit Instagram Shops zu durchstöbern oder nach Shops zu suchen, um dich von anderen Shops inspirieren zu lassen.
Um mit Instagram starten zu können, musst du die Produkte aus deinem Shop (Shopify, WooCommerce, Etsy und co.) in deinem Facebook Warenkatalog anlegen. Das kann synchronisiert werden, sodass dieser stets aktualisiert wird, sobald du ein neues Produkt in deinem Shop angelegt hast. Wenn du für Instagram Shopping freigeschaltet bist, werden ebenfalls dort alle Produkte aktualisiert. Eine ausführliche Anleitung findest du in unserem Artikel mit 7 Schritten zu Instagram Shopping.
Verwaltung der Plattformen
Bis auf WhatsApp Business kannst du alle Facebook Plattformen über die Facebook Business Suite verwalten. Das machst du über business.facebook.com oder über die ganz neue Facebook Business Suite App (Zur App im Google Playstore und zur App im Apple App Store). Ich gehe allerdings davon aus, dass auch WhatsApp Business in den nächsten Monaten oder Jahren über die Facebook Business Suite gesteuert werden kann.
Wie sieht die Zukunft des Social Commerces aus?
Facebook hat bereits angekündigt, dass der Verkauf über und während Livestreams möglich sein wird. Das ist also die moderne Variante des Teleshopping. Kanäle wie YouTube oder auch Switch werden dem mit Sicherheit nachziehen. So ist das beispielsweise in Asien bereits eine gängige Methode des Verkaufs. Wann das in Deutschland möglich sein wird, bleibt abzuwarten.
Social Commerce – Beispiele und Tipps
Hier folgt eine kleine Schritt-für Schritt-Anleitung, wie du am besten selbst mit dem Social Commerce starten kannst:
- Fokus auf 1-2 Plattformen
- Produktkatalog für Plattformen vorbereiten
- Eigenen Content erstellen
- Kooperationen suchen (Creator können auch Produkte markieren)
- Auswirkungen dokumentieren und analysieren
Best Practices
Ein Unternehmen, das schon sehr aktiv Social Commerce betreibt, ist Hey Charles. Bei Charles war es schon mal so, dass es bei Bestellungen über WhatsApp oder Facebook Messenger sogar 10% gab. Hier muss allerdings gewährleistet sein, dass auch wirklich jemand den Chat unterhält und das nicht auf einen Chatbot zurückgegriffen wird. WhatsApp Business bietet bereits kleine Automatisierungen an, beispielsweise wird ein Nutzer begrüßt. Danach muss allerdings der Chat manuell betrieben werden. Vor allem für Basics, wie in dem Beispiel von Hey Charles mit weißen Hemden dargestellt wird, ist der Verkauf über WhatsApp Business lohnenswert, da der Nutzer genau weiß, welches Produkt er gerne hätte und nicht extra den Umweg über den Shop gehen muss.
Der letzte Tipp ist die neue Funktion in der HelloBox. HelloBox ist eine Chat Software, die auf deiner Webseite implementiert werden kann. Die neue Funktionen ermöglicht den direkten Chat und Kauf für Shopify und WooCommerce. Sobald die Chat-Funktion für ein bestimmtes Produkt ausgewählt ist, schlägt der Chat vorformulierte Fragen vor. Zum Beispiel “Ich möchte das Produkt kaufen” oder “Ich habe eine Frage zu diesem Produkt”.
Was du außerdem beachten solltest
Unterschätze nicht die Zeit
Bevor du mit dem Bespielen von sozialen Medien anfängst, solltest du beachten, dass das unglaublich viel Zeit in Anspruch nimmt. Das wird oft unterschätzt. Vor allem wenn du das konsequent durchziehen möchtest, solltest du viel Zeit einplanen. Eventuell lohnt es sich auch dafür Praktikant:innen zu beauftragen oder die Arbeit auf mehrere deiner Mitarbeiter:innen aufzuteilen. Nicht umsonst gibt es in großen Unternehmen oft mehrere Vollzeitkräfte, die sich lediglich um Social Media kümmern.
Kenne deine Zielgruppe
Setze dich genau mit dem Thema auseinander und prüfe bevor du mit dem intensiven Einsatz von bspw. Facebook beginnst, ob deine Zielgruppe dort vertreten ist, wie aktiv sie dort ist und was sie dort sehen möchte. Dazu gibt es bereits viele Reports und Studien im Internet zu finden. Ich verlinke dir einen Artikel einer Studie über Social Media Nutzer:innen von AudienceProject aus dem letzten Jahr.
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